Freiwillige Feuerwehr Orsenhausen

Löschen. Bergen. Retten. Schützen.

Historie der Freiwilligen Feuerwehr Orsenhausen 

1816 bis heute


Brände und Feuersbrünste gehören seit Menschengedenken zu jenen furchtbaren Schicksalsschlägen, die im Extremfall vollständigen Verlust von Besitz und Leben bedeuten können.

Auf dem Land griff man im Brandfall traditionell zu Löscheimern und Brandhaken. Hiermit ließ sich jedoch nur die durch Funkenflug verursachte Ausbreitung des Feuers verhindern, eine gezielte Brandbekämpfung war nicht möglich.

Der Weitsichtigkeit des Schultheißen Josef Fick (Dienstzeit 1816-1842) war es zu verdanken, dass 1826 die erste Feuerspritze beschafft wurde. Ob damals bereits eine organisierte Wehr bestand, lässt sich in den Archiven nicht feststellen, man darf es jedoch vermuten. Bei Brandfällen hat wohl die ganze Bevölkerung mitgeholfen, das Feuer so schnell wie möglich zu löschen. Wobei das Löschen eines Brandobjekts äußerst schwierig gewesen sein dürfte, denn, begünstigt durch die einfache Bauweise der damaligen Häuser mit gezäunten Wänden und Strohdächern, konnte sich das Feuer sehr rasch ausbreiten.

Schultheiß Anton Fick (1846-1880) sah die dringende Notwendigkeit zur Optimierung der Ausstattung zur Brandbekämpfung. Daher wurde 1855 eine neue, leistungsfähigere Druckspritze mit Mitteln aus der Gemeindekasse beschafft.

Am Einsatzort mussten möglichst viele Personen eine Kette bilden, um die mit Wasser gefüllten Eimer weiterzureichen und damit den Wassertank der Spritze zu füllen. Durch den am Pumpenausgang angeschlossenen Schlauch konnte die Spritze unter vollem Einsatz der Mannschaft etwa 150 Liter Wasser pro Minute abgeben. Die Wurfweite dieser Spritze betrug nur etwa 20 Meter, so dass die Mannschaft in einer nicht ganz ungefährlichen Aktion nahe an den Brandherd heranrücken musste. Die Kapazität der Handdruckspritzen reichte in der Regel zwar aus, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern, eine regelrechte Brandbekämpfung gewährleisteten jedoch erst die Anfang des 20. Jahrhunderts aufkommenden Motorspritzen.

Schultheiß Anton Fick war es auch, der 1859 von Bauer Josef Kohn (Radesbauer) an der Straße nach Rot ein Grundstück erwarb (heute Dietenheimer Straße 4). Auf diesem wurde noch im selben Jahr das erste Spritzenhaus errichtet; dem Gebäude angeschlossen war auch der Ortsarrest (24 Schuh lang und 12 Schuh breit). 1921 sollte an dieser Stelle ein Molkereigebäude erstellt werden. Deshalb wurde das Spritzenhaus dort abgebrochen und im Bereich des jetzigen Schulhofs in gleichem Umfang wieder aufgebaut.

Im Jahre 1885 wurde durch den Schultheißen Konrad Eberle (1880-1886) die Pflichtfeuerwehr eingeführt. Die Wehr umfasste ca. 70 Mann. Feuerwehrpflichtig waren alle Männer vom 17. bis zum 50. Lebensjahr; es stellten sich jedoch auch bis zu 60 Jahre alte Männer zur Verfügung.

Die Feuerwehr bestand aus dem Steiger- und dem Schlauchleger-Trupp, sowie aus dem I. und II. Pumptrupp. Der Kommandant und die Steiger trugen Drillichjacken mit Tuchgurten. Zum Schutz gegen Feuer trugen sie Helme aus Messing. Die Führer waren leicht durch die wallenden Federbüsche an den Helmen zu erkennen. Der Pumptrupp trug zur Kennzeichnung eine Armbinde. Die Wehr war stramm gehalten nach preußischem Vorbild. Zusätzlich zur Löschverpflichtung stellte sie sich zur Aufgabe, sich auch bei Wassergefahr einzusetzen und den Sicherheitsdienst bei Katastrophen zu übernehmen. Darüber hinaus war die Wehr auch verpflichtet, in Notfällen die Wehren der Nachbargemeinden bei der Brandbekämpfung zu unterstützen. Auch damals schon wurden durch die Feuerlöschordnung regelmäßige „wehrtechnische Übungen“ vorgeschrieben.

Hier Auszüge aus dem Protokoll einer Sitzung zur Ausführung der Landeslöschordnung vom 7. Juni 1885. In gemeinschaftlicher Sitzung des Gemeinderats und des Bürgerausschusses und unter Mitwirkung des Bezirksfeuerlöschinspektors Werkmann wird heute gemäß § 37 der Vollziehungsverfügung vom 24. November 1885 folgendes verhandelt. Die hiesige Gemeinde Klasse III zählt 413 Einwohner, dieselbe ist eine einfache und besteht nur aus dem Orte Orsenhausen. Hiernach sollen an Feuerlösch- Rettungsgeräten vorhanden sein: 1 vierrädrige, zweistrahlige Saugfeuerspritze, 80 - 100 Meter Druckschläuche, 1 - 2 Handspritzen, 2 Stützenleitern mit Bockleitervorrichtung, 4 Dachleitern, 3 - 4 Feuerhaken, 8 - 12 Butten oder Kübel nebst 2 - 4 Schapfen, 2 Erdölfackeln, 1 Schlauchbrücke, 1 Doppelhacke mit 2 - 5 mtr. langem Stiel sowie ein Rädergestell zum Transport von Leitern. Vorhanden sind: 1 vierrädrige, zweistrahlige Kastenspritze, 58,20 mtr. Druckschläuche, 1 Handspritze, 4 Aufstellleitern ohne Stützen, 6 Feuerhaken, 12 Feuereimer von Blech nach Großmanns Rathgeber und 1 Erdölfackel. Spritzen und Schläuche haben Normalgewinde. Diese Geräte werden aufbewahrt im Spritzenhaus, das für die Geräte hinreichend Raum bietet. Als Gebäude für die Übungen der Feuerwehr dient das Armenhaus. Die fehlenden Gerätschaften werden bis zum 1. April 1887 angeschafft. Auch Pferdebesitzer sind zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet, sie werden als Meldereiter eingesetzt.

Am 12. Juni 1888 beschloss der Gemeinderat und Bürgerausschuss: bei Feuerwehrproben, bei denen ein Feuerwehrmann mehr als 2 km Anreise hatte, erhält dieser eine Reisezehrvergütung von 80 Pfennig. Nach § 11 erhält der Spritzenmeister eine Vergütung von 10,00 Mark. Unter § 18 wurde zudem folgendes festgeschrieben: da die Nachbarorte ganz nahe beieinander liegen wurde beschlossen, nur einen Feuerreiter an das königliche Oberamt in Laupheim zu schicken, welcher zugleich auch den Bericht nach Rot zu befördern hat. Derjenige Pferdebesitzer, welcher mit einem gerüsteten Pferd zuerst vor dem Rathaus erscheint, erhält nebst der Vergütung für wirkliche Dienstleistung eine Prämie von 3 Mark ausbezahlt. In die anderen Nachbarorte werden Feuerboten abgesandt und wird derjenigen Person, welche zuerst auf dem Rathaus erscheint und den Feuerbericht in Empfang nimmt, eine Prämie von 1,50 Mark ausgesetzt; ebenso wird für jeden zurückgelegten km 20 Pfg. ausbezahlt.

In § 21 wurde festgelegt, dass, wenn es im Orte brennt, die Spritze von der Feuerwehrmannschaft selbst gezogen wird. Demjenigen, der zuerst mit einem gefüllten Güllefass auf dem Brandplatz erscheint, wird eine Prämie von 2 Mark gewährt. Zur Erstattung des Brandberichts ist der Kommandant verantwortlich. Die Formulare sind in der Ortsregistratur vorrätig.

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte die Schlagkraft der Feuerwehren bei der Brandbekämpfung durch den Einsatz von neuen, leistungsfähigen Saug- und Druckspritzen deutlich gestärkt werden. Unter Schultheiß Max Büchsenmann (1904 - 1934) erhielt die Wehr im Jahre 1906 eine solch moderne Saug- und Druckspritze der Feuerwehrgerätefabrik C.D. Magirus aus Ulm. Diese Spritze war dann fast 5 Jahrzehnte wichtigstes Werkzeug zur Brandbekämpfung. Erst 1955 wurde die Magirus Saug- und Druckspritze entbehrlich. Durch den Bau der Ortswasserversorgung standen der Feuerwehr zur Löschwasserförderung nun auch Hydranten zur Verfügung.

Eine grundlegende Neuorganisation erfuhr die Feuerwehr im Jahre 1936. Unter dem damaligen Bürgermeister Eugen Gehring (1935 - 1945) wurde die Pflichtfeuerwehr aufgelöst und eine Freiwillige Feuerwehr gebildet. Dieser Wehr gehörten zu Beginn 28 Mann an. Sie erhielten eine entsprechende Feuerwehruniform und der Kommandant trug eine Koppel und Schulterriemen.

Unter Bürgermeister Franz Nägele (1954 - 1969) wurde im Jahre 1964 der Beschluss zum Neubau des heutigen Schulhauses mit Turn- und Festhalle gefasst. Das sich auf dem Grundstück befindliche Spritzenhaus musste deshalb abgebrochen werden. Übergangsweise wurde die Wehr dann in den Garagen der neuen Schule einquartiert.

Ab 1970 wurde für die Unterbringung der Feuerwehr beim Gasthaus Adler in der Bachstraße bei Freiherr von Süsskind eine Doppelgarage angemietet.

Am 9. Juli 1971 erhielt die Wehr einen Tragkraftspritzenanhänger TSA. In einer Feierstunde konnte Bürgermeister Adolf Steinmayer (1970 - 1985) im Beisein des Gemeinderates das Fahrzeug an die Wehr übergeben. Kommandant Anton Jans (1961 - 1974) und seine Mannen freuten sich sehr, denn durch diese Anschaffung konnte die Schlagkraft der Wehr und deren Einsatzmöglichkeiten erheblich verbessert werden. Die Beladung dieses Anhängers, der bis heute für Übungszwecke eingesetzt wird, enthält neben Saugschläuchen, B-Schläuchen und C-Schläuchen auch eine Tragkraftspritze TS 8/8, die eingeschoben im Heck des Anhängers untergebracht ist. Zusätzlich sind Gerätschaften zur Wasserentnahme, Wasserförderung und Wasserabgabe untergebracht. Komplettiert wird die Ausstattung durch Werkzeuge zur kleinen technischen Hilfeleistung und die Kübelspritze mit D-Druckschlauch (5 Meter). Als Zugfahrzeug für den Anhänger dient ein Traktor.

Während der Dienstzeit von Kommandant Siegfried Steidele (1974 - 1989) konnte die Feuerwehr Orsenhausen im Jahre 1985 auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Vom 30. August bis 1. September wurde dieses Jubiläum mit einem großen Zeltfest auf dem Festgelände in der Weiherstraße beim ASB gebührend gefeiert. Ganz besondere Höhepunkte waren die Präsentation und feierliche Weihe der neuen Feuerwehrfahne sowie der große Festumzug am Sonntagnachmittag. Die hochwertige Fahne, mit der sich die Feuerwehr künftig stolz präsentieren wird, wurde bei der Firma Karl Neff in Biberach gefertigt und kostete 6.100 DM.

Im Jahre 1990 sollte ein lange gehegter Wunsch der Feuerwehr Orsenhausen in Erfüllung gehen. Der Beschluss zum Neubau eines Feuerwehrgerätehauses wurde gefasst. In enger Zusammenarbeit von Kommandant Clemens Danner, Ortsvorsteher Josef Schoch und Bürgermeister Walter Schäfer sowie allen beteiligten Gremien sollte in zentraler Lage bei Schule und Rathaus in der Dietenheimer Straße ein Feuerwehrhaus errichtet werden. Die Baukosten wurden mit rund 230.000 DM veranschlagt. Diese sollten dabei je zu einem Drittel durch Fördermittel des Landes, durch Haushaltsmittel der Gemeinde und durch Eigenleistung der Feuerwehr erbracht werden. Die Baumaßnahme wurde am 15. September 1990 mit dem feierlichen ersten Spatenstich begonnen. Kommandant Danner und seine Mannen waren hochmotiviert und schafften es, dass nach nur 3-monatiger Bauzeit am 11.01.1991 bereits das Richtfest gefeiert werden konnte. Auch beim anschließenden Ausbau des Gerätehauses wirkte die Wehr bei fast allen Gewerken entscheidend mit. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes mit 130 qm Nutzfläche leistete die Wehr rund 6.000 freiwillige Arbeitsstunden. So war es möglich, dass die gesamte Baumaßnahme einschließlich der Außenanlage für günstige 300.000 DM realisiert werden.

Am 30. und 31. Mai 1992 fanden die Feierlichkeiten zur Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses statt. Dem Festabend am Samstag folgte am Sonntag die Segnung des Gebäudes durch Herrn Pfarrer Baier im Rahmen eines Festgottesdienstes. Den ganzen Tag über wurden die zahlreichen Gäste aus nah und fern mit einem attraktiven Programm unterhalten. Den Höhepunkt bildete dabei eine große Schauübung am Nachmittag.

Komplettiert wurde das Glück gut zwei Jahre später am Sonntag 10.07.1994, denn an diesem Tag wurde das neue Tragkraftspritzenfahrzeug offiziell an unsere Wehr übergeben. Das Tragkraftspritzenfahrzeug (kurz: TSF 8/8) Fabrikat Mercedes wurde von der Firma Ziegler aus Giengen feuerwehrtechnisch ausgebaut und kostete 140.000 DM. Es wird mit einer Staffel, also 6 Mann, besetzt. Die Beladung ist jedoch so ausgelegt, dass eine Gruppe, also 9 Mann, eine Brandbekämpfung durchführen können. Unter anderem gehören auch 4 Atemschutzgeräte sowie eine vierteilige Steckleiter zur Grundausstattung. Als Feuerlöschkreiselpumpe dient eine Tragkraftspritze mit 800 Litern Fördermenge pro Minute bei 8 bar Ausgangsdruck. Da das Fahrzeug über keinen Löschwassertank verfügt, muss bei Brandeinsätzen immer zuerst eine Löschwasserversorgung vom Hydrant oder offenen Gewässer aufgebaut werden. Ortsvorsteher Josef Schoch konnte neben den Wehrmännern auch zahlreiche Gäste auf dem herrlich geschmückten Platz vor dem Gerätehaus begrüßen. Er unterstrich die Bedeutung einer guten Ausrüstung und Ausbildung der Feuerwehren, damit im Notfall optimale Hilfe geleistet werden könne. In diesem Sinne freue es ihn ganz besonders, dass die Wehr durch den Erhalt des TSF dem Stand der Technik entsprechend nun bestens ausgerüstet sei. Im Anschluss segnete Herr Pfarrer Baier das Fahrzeug und die Wehrmänner und lobte deren Dienst für den Nächsten in Stunden der Not. Auch Kreisbrandmeister Jennen, sowie Manfred Schwarz als Vertreter der Stützpunktfeuerwehr Laupheim gaben Ihrer Freude Ausdruck und beglückwünschten die Wehr in ihren kurzen Ansprachen zum neuen Fahrzeug. Durch das nun zur Verfügung stehende Fahrzeug mit der umfangreichen Ausstattung einschließlich Atemschutz würden die Möglichkeiten der Wehr zur schnellen und effektiven Hilfe massiv gesteigert. Kommandant Clemens Danner bedankte sich im Namen der Feuerwehr bei der Gemeinde für die Beschaffung des Fahrzeugs sowie bei allen Festgästen für die Gratulationen, den Besuch und die guten  Wünsche.

Durch den Förderverein Feuerwehr war es möglich, dass im Sommer 2009 ein Mannschaftstransportwagen für unsere Wehr angeschafft werden konnte (MTW / Fabr. Mercedes Sprinter). Durch die Verfügbarkeit dieses Fahrzeugs ist es möglich, im Einsatzfall schnell mehr Personal vor Ort verfügbar zu haben. Auch kann es für eventuell erforderliche Zusatzfahrten eingesetzt werden, während das TSF an der Einsatzstelle verbleibt. Durch die Fahrt zu Lehrgängen, Übungen der Jugendfeuerwehr und sonstigen Veranstaltungen mit dem MTW bleibt die Einsatzbereitschaft der Wehr gegeben, da das TSF einsatzbereit im Gerätehaus bleibt.

Foto: Ziegler

Am 29.06.2015 wurde das TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser) an die Freiwillige Feuerwehr Orsenhausen von der Firma Ziegler übergeben. Damaliger Kommandant Ralf Jans und sein Stellvertreter Gerhard Haid haben nach langer Ausschreibung, das maximalste aus dem Fahrzeug herausholen können. 

Bereits seit einigen Wochen war das nagelneue „Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser“ (TSF-W) der Freiwilligen Feuerwehr Orsenhausen im Dienst, zwei Einsätze wurden damit schon absolviert.
Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr:
Pfarrer Simeon weihte das neue Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Orsenhausen. 

Foto: Bernd Bauer


Fortsetzung folgt!

Kommandanten seit Bestehen der Feuerwehr Orsenhausen

Kommandanten der Pflichtfeuerwehr

 1888 - 1904 Gottfried Schoch, Landwirt

1904 - 1919 Franz Ersing, Gemeindepfleger und Landwirt 

1919 - 1930 Josef Jöchle

1930 - 1936 Paul Jans sen. , Wagnermeister

Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr

1936 - 1946 Alban Schoch

1946 - 1948 Alfons Thanner

1948 - 1961 Paul Jans jun.

1961 - 1974 Anton Jans 24.02.1984 Ernennung zum Ehrenkommandanten der FFW Orsenhausen

1974 - 1989 Siegfried Steidele

1989 - 1998 Clemens Danner

1998 - 2006 Gottfried Mohr

2006 - 2016 Ralf Jans

2016 - 2024 Miguel Braunmiller

2024 - heute Gerhard Haid

 


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